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Seit 2017 führen wir einen Dialog mit einer Forschungsgruppe aus Japan. Es begann mit einem Fachgespräch über Blitzjobs und die methodischen und organisatorischen Hintergründe
Unter der Leitung von Prof. Fukawa aus dem Bereich Sozialpolitik, Faculty of Social Policy an der Hosei Universität in Tokyo, beschäftigt sich die Forschungsgruppe, wozu auch Professor:innen und Dozent:innen aus den Bereichen Recht, Sozialforschung, Kommunalfinanzen und Verwaltungsrecht gehören, seit 20 Jahren mit vergleichender internationaler Armutsforschung und Erforschung von Sicherungssystemen.
Seit der Einführung des SGB II (Harz IV) in 2005 erforschen sie intensiv dessen Entwicklung, Wirkung und Probleme. In diesem Zusammenhang waren sie auf Caijus Arbeit gestoßen und zu der Ansicht gekommen, dass Caijus Haltung und das Konzept von Blitzjobs sich von allen anderen erforschten Trägern und Ansätzen deutlich unterscheidet.
Ziel des Fachgesprächs war somit zunächst, dies besser zu verstehen und in ihre Forschung einzugliedern: Das Engagement Blitzjobs und dessen Entstehungsgeschichte, Ziele, Konzepte und Methoden. Und auch zu Caiju: bspw. was wir unter einer „Plattform für soziale Innovation“ verstehen (auch in Bezug zu Caijus Vorläuferprojekt ArtSourceLab), was der Unterschied zur Netzwerkarbeit ist, die andere Träger stets betonen und was wir unter einer Berücksichtigung von Grundsätzen der psychosozialen Arbeit verstehen.
Die Gruppe hatte sich von Japan aus sehr gut vorbereitet, Artikel gelesen, filmisch umgesetzte Fachpräsentationen gesehen und im Vorfeld mittels einer Dolmetscherin einen Fragenkatalog zugeschickt und Antworten von Per Traasdahl, dem Initiator von Blitzjobs und Caiju, besprochen. Das Interesse füreinander bestand gegenseitig. Seltsam und faszinierend zugleich war die Feststellung, dass man von der anderen Seite der Erde aus unterschiedlichen Kulturen kommt und dennoch Erfolgskriterien teilt, bspw. in der Betonung, dass die jungen Menschen sehr stolz auf ihre Blitzjobs sind.
Interessant war auch die Ähnlichkeit der Problemlagen, typisiert durch zwei Bezeichnungen für junge Menschen zwischen 15 und 34 Jahren:
Wir haben mit Phänomenen unter jungen Menschen zu tun, die in beiden Gesellschaftsformen – Japan und Deutschland – drastischer zunehmen als allgemein besprochen, weil die Grauzonen von leicht bis markant Betroffenen so schwer nachzuweisen sind.
Im japanischen Bildungssystem ist das Berufsausbildungssystem nicht wie in Deutschland umfangreich ausgebaut und es fehlen Ausbildungsgelegenheiten für Jugendliche. Dennoch liegt die Quote der NEETs mit 2% noch deutlich unter der von 7,1% in Deutschland. Während in Japan ein Hochschulabschluss als die Bedingung für einen stabilen Übergang in das Berufsleben junger Menschen gilt, steht man mit zunehmenden Problemen, für die es kaum adäquate Strukturen für Integration und Bildung gibt.
Als Akteur einer sozialen Intervention, die ihren Anfang nahm im Unmut über die Möglichkeiten für Chancengleichheit und Arbeitsweltintegration in Deutschland:
kommt einem in der Begegnung mit einem Bedarf für Strukturentwicklung wie in Japan der Gedanke:
Man stelle sich vor, in einem Land, dass (noch) nicht umfassende Förderung mit Strukturen für den Übergang von der Schule in den Beruf geschaffen hat, besteht die Möglichkeit, ganz andere Wege zu gehen!
Die Neugierde nach diesem Fachgespräch wurde nicht ausgeschöpft, weitere Treffen folgten. Arigatou!
In der Gruppe bei Caiju Innovationswerkstatt waren (v.R. im Gruppenfoto) Frau Prof. Maeda (Verwaltungsrecht, School of Law and Politics, Kwansei Gakuin Univ.), Herr Prof. Fukawa (Sozialpolitik, Faculty of Social Policy, Hosei Univ.), Frau Prof. Fujiwara (Sozialpolitik, The Ohara Institute for Social Research, Hosei Univ.), die Dolmetscherin Madoka Miura, Frau Prof. Takeda (Kommunalfinanzen, Faculty of Economics, Kanazawa University) sowie eine Studentin. Das Treffen wurde organisiert mit vorbereitendem thematischen und hinterfragenden Schriftverkehr vom Japanischen ins Deutsche und umgekehrt von der in Berlin lebenden Nauka Miura, die beim Fachgespräch nicht anwesend war.
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