In Hellersdorf Süd ist ein neuer Treffpunkt für Menschen aus dem Kiez entstanden. Ein alter Bienenwagen hat einen schönen Platz auf der Grünfläche neben der Sporthalle Peter-Huchel-Straße gefunden. Dort können Jugendliche mithelfen ihn zu renovieren und umzubauen als auch andere handwerkliche Erfahrungen sammeln. Dafür gibt es auch einen fairen Taschengeldverdienst.
Mitmachen ist unkompliziert und das Motto heißt: Hands on - ran an die Praxis! Es wird geschliffen, geölt, gesägt, gebohrt und geschraubt. Im „Gelben Viertel“ gab es bislang keinen offenen Jugendklub, aber das soll sich jetzt ändern! „Pop-Up Treff für Jugend und Zukunft“ bedeutet: 24/7 zugänglich, verschiedene Altersgruppen und Nutzungsformen gemeinsam, offen für Nachbarschaft.

Im Rahmen von JuPoint sollen zusammen mit Jugendlichen Bedarfe benannt und Initiativen entwickelt, Zwischennutzungen und (temporäre) Handlungsfelder angebahnt werden. So knüpft JuPoint an der ohnehin temporären Lage junger Menschen an, sich auszuprobieren und im Wandel zu stehen.

Mit einer offenen und der Gesellschaft zugewandten Projektstruktur reagiert JuPoint auf die seit vielen Jahren zunehmende Tendenz unter Jugendlichen, den Stadtraum zu nutzen: Plätze und Straßenzüge für Begegnungen, Sportarten wie Parkour und BMX, Bilder im öffentlichen Raum erstellen. JuPoint greift Bedarfe und Mitbestimmungspotential der Jugendlichen auf, bspw. für Gestaltungsmöglichkeiten, Sportangebote, Nachhilfe, Zugang zu Arbeitserfahrung und Taschengeldverdienst als Mittel zur Selbstbestimmung.

Von Anfang an werden Jugendliche in Entwicklungsideen beteiligt, weshalb auch in diesem Antrag weniger konkrete Aktionen, dafür Handlungsfelder und deren Potential benannt sind.

Eine mobile Struktur, ein renovierter/umgebauter Bauwagen mit Außengelände, wo Jugendliche sich treffen können, Ideen entwickeln, Aktivitäten planen bzw. durchführen, externe Multiplikator:innen empfangen, in Absprache mit Betreuer:in und Coach des Projekts selbstverantwortliche Nutzungen durchführen.

Ein Großteil der budgetierten Sachkosten stellt die Etablierung eines Wagens sicher, wobei die Bau- bzw. Renovierungsphase mit Jugendlichen, auch unter Nutzung von Altmaterial im Sinne von Upcycling, wichtige Impulse des Beteiligungs- und Lernprozesses herstellen. Gute Erfahrungen haben wir damit, Handwerksprofis zu gewinnen, kostenlos gewisse Arbeitsvorgänge anzuleiten bzw. darin einzuführen. Angebahnt von der Ansprechpartnerin "Förderung und Gestaltung" der sozialen Infrastruktur im Regionaldienst für Gelbes Viertel sind unter Rücksichtnahme der Nachbarverträglichkeit drei Flächen denkbar. Primär wird an einer Zwischennutzung auf dem brach liegenden ehemaligen Gelände der Casper-David-Friedrich OS gedacht, bevor vermutlich ab 2022 die Bebauung einer neuen Schule ansteht. Diese implizite temporäre Ausgangslage stellt für die Jugendlichen die spannende Herausforderung dar, was danach passieren soll, wo der Wagen danach stehen kann.

Caiju stellt für JuPoint das bereits im Bezirk laufende Projektsystem „Blitzjobs für junge Menschen“ zur Verfügung. Bei dieser Kombination von Nachbarschaftshilfe mit Integrationsanlässen und Kompetenztraining können Anwohner:innen, Firmen und gemeinnützige Organisationen Hilfsleistungen auf Stundenbasis bekommen. Produktive Aktionen wie Umfragen, Bepflanzungsaktionen, Stadtteilfeste sowie auch Haushaltshilfe, Entrümpelungen und andere Hilfsleistungen bei Privatpersonen werden tatkräftig durch Jugendliche mitgetragen.

Die Vorgänge sind unbürokratisch, junge Menschen ohne formelle Vorkenntnisse werden für vielfältige Berufsfelder aufgeschlossen und üben Softskills wie Teamwork, Verantwortung, Pünktlichkeit und Serviceverständnis. Für das Gelbe Viertel bedeuten Blitzjobs auch unkomplizierte Möglichkeiten, Meinungsbilder einholen, Beteiligung bei Weiterentwicklung öffentlicher Gelände, Akquise von Nachhilfegeber:innen und anderer ehrenamtlicher Funktionen, Selbsthilferunden für Alleinerziehende, Einsammlung von Stimmen zu Vergangenheit und Zukunft im Gelben Viertel etc.

Aus den mikroökonomischen kleinen Dienstleistungsmomenten entfaltet sich das eigentliche Ziel des Formats: Zweckgemeinschaften zu bilden mit Begegnung und Austausch unter Menschen unterschiedlichen Alters mit ganz unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen. 2014 wurde das „Blitzjob“-Format in Abstimmung mit der Deutschen Rentenversicherung als ein neuartiges Ehrenamtsformat definiert. Im Projektbudget sind für die drei Jahre 4.500€ als Aufwandsentschädigungen für das Mitwirken Jugendlicher bei Projektentwicklungsabläufen geplant. Seit einigen Jahren wird das Projektsystem Blitzjobs - außer für Integration und Engagementsförderung - sowohl in der Jugendberufshilfe (JBA Pankow) als auch in der sozialräumlichen Sozial- und Bildungsarbeit (Quartiersmanagements, aktuell in Mitte und Kreuzberg) eingesetzt.

Neben Gestaltungen auf dem JuPoint (Zwischennutzungs-)Gelände wird das Projektteam im Hintergrund Bürger:innen-Netzwerke und Wohnungsgesellschaften für Partnerschaften gewinnen, Jugendliche bei Gestaltungen im öffentlichen Raum mitwirken zu lassen.

Für ein erstes Projekt sind bereits Rahmen erarbeitet: Eingangsbereich und Fassade des lokalen Kinder-, Jugend- und Familienzentrums sollen farblich/bildlich neugestaltet werden. Hier soll mit gelben Farbtönen als Ausgangslage (von der Gelb betonten Großsiedlung bekam das Viertel in den 90igern seinen Namen) Ideen von Anwohner:innen/Nutzer:innen mit jenen von Jugendlichen zusammenfließen. Konkret wird das Vorhaben mit einer Umfrage im Quartier anfangen (durchgeführt von Jugendlichen), unter professioneller künstlerischer Leitung ein Gesamtbild von Jugendlichen erstellt und ausgeführt.

Im Gegensatz zum stationären Jugendklub verstehen wir mit JuPoint sozialräumliche Ressourcen der Nachbarschaft als Handlungsrahmen. Statt der alten Maxime „von der Straße holen“ sagen wir mit JuPoint „in die Gesellschaft einwirken“ und wollen somit Jugendliche ermächtigen und Ihnen zutrauen, selbstbewusst und verantwortungsbewusst ihre altersbedingte Funktion der „Rebellion“ engagiert und innovativ umzusetzen.

Obwohl jeder Erwachsene einstimmen kann „ich war auch mal jugendlich“ im Hinblick auf Ungehorsam und Störenfried, versteht schließlich auch jeder, dass es an uns Erwachsenen liegt, wann wir Jugendlichen welche Verantwortung überlassen, ihnen Selbstbestimmung und eigene Handlungsideen zutrauen.

In Modellprojekten der letzten zehn Jahren haben wir bei Caiju immer wieder feststellen können, dass desto eher wir Jugendlichen Verantwortungsbewusstsein und eigene Ideenentwicklungen zutrauen, umso gemeinwohlorientierter werden deren Aktionen. Bei rund zwei Drittel ihrer Aktionsideen verstehen Jugendliche dann nicht nur sich selbst, sondern andere Altersgruppen als Zielgruppe und Nutznießer. Begründet in diesen Erfahrungswerten soll JuPoint den Antrieb bilden für ein FEIN-Projekt, das alle Alters- und sozialen Gruppen im Gelben Viertel erreichen und aktivieren kann.

Wie üblich bei Projektaktivitäten wird Caiju e.V. auch für das FEIN-Projekt vorwiegend Kompetenzen im festen interdisziplinären Team einsetzen. Die team-basierte Arbeit ermöglicht einerseits den Einsatz vielfältiger Kompetenzen, von handwerklichen Skills bis Erlebnispädagogik und Methoden der Jugendbeteiligung sowie die besonderen Methodenkenntnisse beim Einsatz des Nachbarschaftshilfeformats „Blitzjob“. Andererseits ermöglicht die Team-Basierung eine hohe Erreichbarkeit, unterstützt durch mobile Arbeitsinstrumente wie Team-Handys, Cloud-Administrationssoftware, kostenlose Telefonnr. für Interessent:innen und den Einsatz von Lastenrädern für unkomplizierte (Klein-)Transporte.

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